Celestion Ditton 15
#1
Wie hier schon kurz vorgestellt, habe ich mir ein Pärchen dieser hübschen, kleinen Lautsprecher über eBay Kleinanzeigen besorgt.
Neugierig wurde ich durch einen Beitrag in einem Thread über Infinity Kappas von Rolf (@"Don_Camillo"), der sie sehr überzeugt lobte.
Dort versprach ich auch zu berichten, was ich hiermit nachholen möchte...

Ich beginne mit einer Ansicht in meinem kleinen Hifi-Gästezimmer, welches leider durch Größe und Fremdnutzung kein idealer Abhörraum ist. Nun gut, sei's drum ...

Celestion Ditton 15

   

Die kleinen (Abmessungen (BxHxT): 240 x 530 x 230 mm) Lautsprecher sind von 1970 bis 1979 in Ipswich, England hergestellt worden und zeigen sich im heute wieder modernen "mid century style", welcher mir ganz hervorragend gefällt. Das Gehäuse ist aus mit Echtholz furnierter Spanplatte. Man sieht den Lautsprechern die viele Handarbeit in jedem Detail an.


   
   

Tiefbass-Exzesse sind von diesem Lautsprecher mit seinem 200mm Tief-/Mittel-Töner keine zu erwarten, wären in einem 11qm großen Räumchen aber ohnehin nicht zu bewältigen.

   

Fast "unkaputtbare" Gummisicken und eine hochwertige Chassis-Verschraubung, die auch nach 50 Jahren noch bombenfest hält. Das habe ich schon sehr viel schlechter gesehen. Etwas unterstützt wird dieser Tieftöner durch eine ABR Passivmembran.

   

Das eigentliche Objekt der Begierde ist jedoch der Hochtöner HF-1300, welcher auch in vielen Studiomonitoren wie z.B. den Spendor BC-1 verwendet wurde. Er ist eine kleine Legende.

   

Dieser Hochtöner zeichnet sehr differenziert, schwächelt aber ab 15 kHz deutlich, weswegen er in den größeren Dittons und einigen Spendors nach oben (Trennfrequenz 13 kHz) durch einen HD-2000 ergänzt wurde. Hier muss er allein zeigen was in ihm steckt und meinen Ü50-Ohren ist das ohnehin ziemlich egal Wink

Apropos Ohren: Wie klingen sie denn nun? Mein erster, kurzer Eindruck am selben Abend war "hell", "sehr differenziert", "etwas bassarm".

Gehört habe ich damit bislang...

Suzanne Vega, Frank Zappa, Lady Gaga,  Bradley Cooper, Dire Straits, Siouxie and the Banshees, The Cure, Devo, Descendents, Adolescents, Fuzztones, Bad Brains, Pixies, Supertramp, Queen, Lynyrd Skynyrd, Nina Simone, David Bowie, Vivaldi, The Bobby Hamilton Quintett, Chopin, Mozart, Bach

...und noch so einiges mehr - und es wird auch noch so manches kommen.

Im Prinzip hat sich der erste Eindruck durch weiteres Hören nicht mehr groß verändert. Durch einen wandnahe Aufstellung kann man aber auch bei diesen Lautsprechern noch etwas Bass rauskitzeln. Oft ist das kontraproduktiv, hier kommt es dem Gesamtklang tatsächlich zu Gute - so lange man es mit dem Pegel nicht übertreibt. So stehen sie nun mit dem Rücken 10cm an der Wand. Der Bass selbst ist dann angenehm kräftig, weich und warm. Absolut hörenswert und wenig anstrengend. Den heute so beliebten, trockenen, schnellen Bass aus Kunstfasermembranen mit tiefem Hub kann sie aber natürlich nicht. Wie auch? Apropos Pegel: Um es kurz zu machen, diese feinen Lautsprecher sind keine Rocker. Es gibt Musik, die lebt davon dass sich aus der Mischung der verschiedenen Instrumente ein mitreißender Klangbrei bildet (Das ist durchaus positiv gemeint). Bei so etwas fühlt sie sich nicht so wohl. Sie versucht weiterhin alles möglichst differenziert darzustellen, jedem Instrument sein Solo-Recht zuzusprechen und hat dafür dann nicht genug Fundament um das auch tragen zu können. Da kommt sie dann ein bisschen durcheinander. Big Grin Das betrifft dann orchestrale Klassik genauso wie Punk, Rock und Elektro...

Was kann sie denn gut? Singer- /Songwriter, Jazz, ruhigere, perfekt produzierte Rockmusik, Klassik mit nicht zu vielen Instrumenten (Anna Vinnitskaya, Chopin - Sensationell!) - überall da wo Einzelinstrumente und Stimmen gekonnt eingesetzt und herausgestellt werden, spielen sie einfach phantastisch. Ich habe selten Lautsprecher gehört, die Stimmen so gnadenlos echt darstellen. Griffwechsel bei der Gitarre werden reproduziert als säße man daneben. Toll, wirklich! Das sucht schon seinesgleichen...

Was ihr nicht behagt, sind schlecht produzierte Alben und schlechte Musiker. Sie deckt das gnadenlos auf. Hier zeigen sich die Studio-Gene schon sehr deutlich. Und man glaubt gar nicht, wie viele Alben - insbesondere durch die kleinen Budgets von kleinen Independent-Labeln - recht schlecht produziert sind, und wie viele Barden eigentlich nicht so wirklich gut singen können ... Das kann einen schon ein bisschen erschrecken  Big Grin

Die Stereobühne ist sehr sehr schön gestaffelt und breit. Das wiederum ist sehr gut, kommt aber auch wieder den gut produzierten Alben besonders zu Gute.

Noch stehen sie auch nicht ideal. Mein Hörsessel ist sehr niedrig, die Ohren sitzen so auf 90cm und mit meinen aktuellen Stands sitzen die Hochtöner etwa auf 125cm. Die müssen also noch etwas nach unten (Und nein, eine Bierkiste ist keine Option).

Was ist also mein Fazit? Ich bin noch unschlüssig. Sie  werden wohl nicht meine Hauptlausprecher werden. Dafür höre ich zu viel "schlechte" Musik und dann gerne auch sehr laut. Dafür sind sie nicht gemacht. Im Arbeitszimmer kann ich mir sie allerdings gut vorstellen. Bei relativ geringen Pegeln, ruhige, gute gemachte Musik genießen - das können sie. Perfekt, können sie das!
Schöne Grüße, Thomas  Cool
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Nachrichten in diesem Thema
Celestion Ditton 15 - von straylight - 02.03.21, 18:17
RE: Celestion Ditton 15 - von gelöschter_User - 05.03.21, 14:06
RE: Celestion Ditton 15 - von straylight - 05.03.21, 21:12
RE: Celestion Ditton 15 - von gelöschter_User - 06.03.21, 0:14
RE: Celestion Ditton 15 - von straylight - 06.03.21, 0:28
RE: Celestion Ditton 15 - von gelöschter_User - 06.03.21, 2:22

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