15.08.22, 11:18
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.08.22, 11:19 von nick_riviera.)
ich weiß nicht, ob Ihr schonmal so eine High End Show besucht habt - wenn nicht, tut das mal, Ihr bekommt tiefe Erkenntnisse der menschlichen Psychologie.
Die Art und Weise, wie in solchen Shows gearbeitet wird, hat Hans Christian Andersen schon 1837 in seinem Märchen "Des Kaisers neue Kleider" beschrieben, und sich dabei von einer wesentlich älteren Geschichte aus dem 14. Jahrhundert inspirieren lassen. Auch der berühmte Hape Kerkeling Sketch "Hurz" lässt sich 1:1 auf High End Shows übertragen.
Der Ablauf ist eigentlich immer ähnlich - in gedämpfter geheimnisvoller Atmosphäre sind Geräte aufgebaut, die von der Anmutung irgendwo zwischen Steampunk und Hausaltar liegen. Irgendwann kommt dann der Zeremonienmeister, legt audiophile Musik auf, tauscht Kabel für mehrere hundert Euro gegen welche für mehrere tausend, packt Klanghölzer oder Marmorplatten unter die Geräte und erklärt, dass man mit diesen Teilen eine neue Stufe auf der Leiter zum ultimativen Musikgenuss erklimmt. 90% der Zuhörer hören nichts, oder fast nichts, aber alle schweigen. Und weil alle schweigen, sind alle verunsichert, denn es kann doch nicht sein, dass hier von Fachleuten Komponenten zum Preis eines Kleinwagens vorgeführt werden, und es am Ende nicht viel anders klingt als die solide Mittelklasse-Kette im Wohnzimmer zuhause.
Und die, die sich tatsächlich dazu animieren lassen, das Zeug zu kaufen, müssen es sich anschließend schon deshalb "schönhören" weil sie es nicht ertragen können, sich selber einzugestehen, dass sie gerade ein halbes Jahresgehalt weggeworfen haben. Und weil die Zeremonienmeister von Anfang an die Rhetorik fahren, den Aufstieg zum ultimativen Klang ausschließlich am Preis festzumachen ( ein Kabel für 1000 Euro bringt den 100-fachen Hörgenuss, den ein Kabel für 100 Euro bringt - das ist kein Quatsch, sowas habe ich von einem HiFi Händler tatsächlich schon gehört ), gibt es immer wieder Leute, die im preislichen Aufstieg ihre Unzufriedenheit lösen wollen - und das führt dann im schlimmsen Fall dazu, dass sich Leute für sowas hoch verschulden.
Ich denke, jeder Bäcker, der agieren würde wie ein High End Händler, hätte nach wenigen Tagen die Gewerbeaufsicht am Hals. Dass das in der HiFi Szene funktioniert, liegt wahrscheinlich daran, dass sich High End ab einer bestimmten Preisklasse in einer Art "Geheimbund" abspielt.
Gruß Frank
Die Art und Weise, wie in solchen Shows gearbeitet wird, hat Hans Christian Andersen schon 1837 in seinem Märchen "Des Kaisers neue Kleider" beschrieben, und sich dabei von einer wesentlich älteren Geschichte aus dem 14. Jahrhundert inspirieren lassen. Auch der berühmte Hape Kerkeling Sketch "Hurz" lässt sich 1:1 auf High End Shows übertragen.
Der Ablauf ist eigentlich immer ähnlich - in gedämpfter geheimnisvoller Atmosphäre sind Geräte aufgebaut, die von der Anmutung irgendwo zwischen Steampunk und Hausaltar liegen. Irgendwann kommt dann der Zeremonienmeister, legt audiophile Musik auf, tauscht Kabel für mehrere hundert Euro gegen welche für mehrere tausend, packt Klanghölzer oder Marmorplatten unter die Geräte und erklärt, dass man mit diesen Teilen eine neue Stufe auf der Leiter zum ultimativen Musikgenuss erklimmt. 90% der Zuhörer hören nichts, oder fast nichts, aber alle schweigen. Und weil alle schweigen, sind alle verunsichert, denn es kann doch nicht sein, dass hier von Fachleuten Komponenten zum Preis eines Kleinwagens vorgeführt werden, und es am Ende nicht viel anders klingt als die solide Mittelklasse-Kette im Wohnzimmer zuhause.
Und die, die sich tatsächlich dazu animieren lassen, das Zeug zu kaufen, müssen es sich anschließend schon deshalb "schönhören" weil sie es nicht ertragen können, sich selber einzugestehen, dass sie gerade ein halbes Jahresgehalt weggeworfen haben. Und weil die Zeremonienmeister von Anfang an die Rhetorik fahren, den Aufstieg zum ultimativen Klang ausschließlich am Preis festzumachen ( ein Kabel für 1000 Euro bringt den 100-fachen Hörgenuss, den ein Kabel für 100 Euro bringt - das ist kein Quatsch, sowas habe ich von einem HiFi Händler tatsächlich schon gehört ), gibt es immer wieder Leute, die im preislichen Aufstieg ihre Unzufriedenheit lösen wollen - und das führt dann im schlimmsen Fall dazu, dass sich Leute für sowas hoch verschulden.
Ich denke, jeder Bäcker, der agieren würde wie ein High End Händler, hätte nach wenigen Tagen die Gewerbeaufsicht am Hals. Dass das in der HiFi Szene funktioniert, liegt wahrscheinlich daran, dass sich High End ab einer bestimmten Preisklasse in einer Art "Geheimbund" abspielt.
Gruß Frank
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