15.11.23, 12:34
(15.11.23, 8:56)#13 schrieb: Also mich hat schon der "Skandal" nicht berührt als es damit los ging.
Das kann ich sogar nachvollziehen, weil das Metier der angeblich audiophilen Pressungen ja von Anfang an sowas wie einen Etikettenschwindel darstellt. Inhaltlich bekommt man das gleiche Musikstück mit den gleichen Künstlern und am gleichen Aufnahmeort aufgenommen wie auf der "Original"-LP. Das versprochene "besser" ist nicht messbar, da vollständig einer subjektiven Bewertung des Konsumenten anvertraut und dort ausschließlich im weiten unergründlichen Feld der Psychoakustik beheimatet. Es geht also gar nicht um Qualität wie der Begriff "besser" in der Werbung eigentlich suggeriert sondern um Gefühl und Empfinden.
Selbst technisch ist gegen einen digitalen Zwischenschritt nichts einzuwenden und dieser, sofern professionell gearbeitet wurde, auch nicht hörbar.
Genau hier aber kommt es aber zum ersten Skandal: Michel Fremer von The Absolute Sounds hat immer behauptet, er könne das zuverlässig raushören. Er ging sogar soweit, dass er seine zusammenphantasierten angeblichen klanglichen Unterschiede ganz genau beschrieb. Ebenfalls behauptete er über jede MoFi, das wäre noch professionelle analoge Handwerkskunst und das neue OneStep Verfahren der MoFi wäre ja sowas von phänomenal besser als Alles was es davor gegeben habe und brächte die analoge Sonne zum Vorschein und anderen Unsinn. Und das tat er auch noch, nachdem der Skandal aufgedeckt wurde. Er versuchte sogar zusammen mit MoFi den Skandal unter den Tisch zu kehren und behinderte die Aufklärung, weil er seine zweifelhafte Reputation schwinden sah. Als er dann einsah, dass das nicht zielführend ist, versuchte er sich an die Spitze des Zuges zu setzen.
Der zweite Skandal ist, dass MoFi das zuerst versucht hat gemeinsam mit Fremer abzustreiten und sie erst zugaben hier geflunkert zu haben, als es ganz offensichtlich wurde. Und ja, die Formulierungen in der Werbung und den Beipackzetteln ist so schwammig gewählt, dass sie sich auch immer noch darauf rausreden können, dass damit eben nicht 100% analog gemeint war sondern das Geschreibsel so zu verstehen sei, dass dort wo technisch möglich und wenn damit dann auch wirklich das Optimum erreichbar bleibe ...
Unterm Strich könnte damit ja hier auch schon Ende sein, denn audiophile Pressungen sind eben nur mehr oder weniger gut gemachte Kopien von Schallplatten die es schon gibt und bei deren Herstellung halt nur ein wenig mit Klangreglern und Kompressoren gespielt worden ist und diese Aufnahmen ggf. klanglich einem anderen Zeitgeist angepasst wurde.
Jetzt kommt aber halt bei der Aufarbeitung und mit maximaler Transparenz doch mehr zu Tage. Nur 47 von 267 Arbeiten sind analog. Geht man durch die Liste, dann finden sich dort Auflagen, die mit mehr Wind analog beworben wurden, die noch nicht mal als analoger Master vorlagen und vorliegen. Auch stimmt das Siegel Masterrecording teilweise nicht, da man gar keinen Zugriff auf das Master bekam sondern mit einer Kopie hat arbeiten müssen.
Wie man das dann am Ende für sich selbst bewertet ist natürlich Jedem selbst überlassen. Für mich gibt es hier zwei Skandale, von dem bislang nur Einer wirklich aufgearbeitet ist und mit der Liste eine saubere Überraschung und ein echter Mehrwert. Ich finde es nämlich spannend zu erfahren, wie die Stücke und LPs damals aufgenommen wurden und welche Qualität vom Master heute überhaupt noch erhalten geblieben ist und wie die Musikindustrie trotz derer teilweise hohen Gewinne mit diesen Kunstschätzen umgehen.


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